Gesundheit geht uns alle an!

„Gesundheit ist weniger ein Zustand als eine Haltung. Und sie gedeiht mit der Freude am Leben.“

Thomas von Aquin (1224 – 1274)

Bereits in der Verfassung vom 22.07.1946 – unterzeichnet in New York, von den beteiligten Staaten in Übereinstimmung mit der Satzung der Vereinten Nationen, legte die WHO »World Health Organisation (Weltgesundheitsorganisation)« fest, dass die Prinzipien: Glück, harmonische Beziehungen und die Sicherheit aller Völker die Grundlage für Gesundheit sein sollen. Folgende Definition wurde im 1. Abs. festgehalten: „Gesundheit ist ein Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.“ 1

Was nun genau bedeutet, dass für jeden Einzelnen? – Sollte Gesundheit in der heutigen Zeit neu gedacht werden?

Ich denke, die Definition hat nach wie vor, ihre Gültigkeit, zeigt jedoch auch manche »Tücken« auf – wobei ich hier noch einmal weiter unten darauf eingehen möchte. Der diesjährige Weltgesundheitstag, am 7. April 20222 wurde von der WHO unter das Motto: “Our Planet, our health” – »Unser Planet (Erde), unsere Gesundheit« gestellt. Die Weltgesundheitsorganisation möchte dabei, auf die Folgen des Klimawandels und unsere Gesundheit aufmerksam machen. Schon allein daraus, lässt sich ableiten, dass Gesundheit viel mehr, als nur ein körperlicher Prozess darstellt und auf dessen Unversehrtheit abzielt.

Auch in der Ottawa-Charta (1986) wird »Gesundheitsförderung« beschrieben und darauf verwiesen, dass sich Gesundheit aus vielen Bausteinen zusammensetzt. Darunter zählt: Frieden, angemessene Wohnbedingungen, Bildung, Ernährung, Einkommen, ein stabiles Öko-System, eine sorgfältige Verwendung vorhandener Naturressourcen, soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit.3 Alles Themen, die nach wie vor, brandaktuell sind. Gleichzeitig auch, dass wir als »Individuum« gefordert sind, um Gesundheit herzustellen. Wir Menschen sind also nicht nur, für uns selbst verantwortlich, sondern auch für das Wohlergehen aller und was uns umgibt.

Wir können mit unserem Verhalten, unseren Denkweisen und Handlungen, ganz bewusst dazu beitragen, Gesundheit entstehen zu lassen. Viel mehr stellt sich die Frage: Wie wir uns dazu ermächtigen und befähigen können? – »Altruismus« kann ein Ansatz sein. Er ist gekennzeichnet durch: Uneigennützigkeit; selbstlose Denk- und Handlungsweise – steht also, in den Diensten aller. Dennoch darf dabei, die »Selbstfürsorge« nicht außer Acht gelassen werden. Um erfassen zu können was für einen selbst richtig / falsch ist, kann das eigene Wohlempfinden ein Indikator sein – was wiederum Grundlage für die Gesundheit im weiteren Sinne ist. Wir Menschen, als soziale Wesen, benötigen um Selbstfürsorge angemessen betreiben zu können – vier essentielle Grundbedürfnisse befriedigt: das Gefühl von Zugehörigkeit / Verbundensein; Lust / Befriedigung bzw. Unlustvermeidung; Autonomie (Wachstum) / Selbstkontrolle und Anerkennung. Gleichzeitig benötigt es auch Resilienzfaktoren wie: Mut; Neugier (Forschergeist) und Verspieltheit (Humor), um gesunden bzw. genesen zu können. Hierbei wird ersichtlich, dass »Heilung« unter anderem, dann entstehen kann, wenn wir zum einen in die »Selbstverantwortung« kommen und die Verantwortung nicht an andere abgeben – stets auch vorausgesetzt, ich bin als Mensch, auch dazu befähigt, es erfassen zu können. Darüber hinaus benötigt es auch, eine angemessene Fürsorge für unsere Um- und Mitwelt – so, dass Unterstützung / Hilfe angeboten werden kann und sicherlich spielt auch das Anerkennen der eigenen Begrenztheit eine Rolle.

Wir alle, sind in einem Ökosystem eingebunden, für das wir Sorge zu tragen haben – damit auch die zukünftigen Generationen ein gutes Leben auf unserem Planeten führen können. Wir sollten beginnen, wieder aufeinander zu achten und die Natur zu ehren – für das was sie uns gibt, damit wir ein gesundes Dasein führen können. Unser Leben ist auf unterschiedliche Art und Weise bedroht – und viele Probleme davon sind hausgemacht. Solange der Mensch annimmt, er ist besser als der Rest der Natur und nach »Darwins Gesetz« lebt: „Der Stärkere siegt“ – können wir zum einen nicht in Frieden kommen und Heilung bleibt ein schwieriges Unterfangen.

Bereits jetzt ist ersichtlich, dass die Auswirkungen, welche der Klimawandel mit sich bringt, eine Gefährdung für unser aller Gesundheit darstellen. Die WHO macht hier unter anderem auf die vulnerablen Gruppen aufmerksam, welche davon betroffen sind: ältere Menschen, Menschen mit Vorerkrankungen, Kleinkinder und Säuglinge – die zum einem weniger gut, mit der zunehmenden Hitze umgehen können und sich daraus gesundheitliche Folgen erwachsen. Das ist jedoch bei weitem nicht alles, was der Klimawandel mit sich bringt. Außerdem ist unser Leben, in der heutigen Zeit, auch anderweitig in Gefahr: Atomwaffen; Massenmigration; Pandemien; Terrorismus; Artensterben und vieles mehr. All diese Tatsachen, lassen sich nicht mehr leugnen und erfordern ein genaues »HINSCHAUEN«. Denn schließlich, ist: „Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts.“ – wie Arthur Schoppenhauer (1788-1860) schon sagte. Wobei dieses Zitat durchaus nachdenklich stimmen sollte, da Gesundheit – als »Fehlen von Krankheit und Gebrechen«, der Multidimensionalität der Definition durch die WHO nicht wirklich gerecht wird.

Bei näherem Betrachten fällt auf: viele Menschen haben körperliche, geistige und auch psychische, wie soziale oder finanzielle Beeinträchtigungen – Wie lässt sich hier Gesundheit leben? Hier rückt die Betrachtungsweise der »Salutogenese« verstärkt in den Vordergrund, denn nach der Lehre von Aaron Antonovsky (Medizinsoziologe), wird Gesundheit als Prozess gesehen und nicht als Zustand. Es geht darum Fähigkeiten / Ressourcen zu fördern und Stressoren zu vermeiden bzw. damit umgehen zu lernen. Gesundheit und Krankheit wechseln sich hier, nicht gegenseitig ab, also nicht »dichotom«, sondern befinden sich auf einem Kontinuum. Außerdem zeigt sich auch hier, die Vielschichtigkeit dieser Lehre. Nach ihrem Modell findet auch in der Salutogenese, Gesundheit auf unterschiedlichen Ebenen (Dimensionen) statt und es wird hier immer wieder vom »Kohärenzgefühl« gesprochen. Zusammengefasst könnte man sagen: es geht um ein Gefühl der Zuversicht, basierend auf Erfahrung und Entwicklung mit einer »positiven Grundhaltung«, dass auch schwierige Situationen und Lebensumstände durchaus zu meistern sind und dabei das Wohlempfinden verstärkt in den Vordergrund rücken lässt. Darüber hinaus, spielen das Verstehen, die Bedeutsamkeit und die Handlungsfähigkeit eine Rolle. Was können wir also tun, um Gesundheit herzustellen? – Damit wir wachsen und gedeihen können.

Der Wunsch nach Glück, Frieden und Wohlgefühl ist tief, in jedem von uns verankert und Teil unserer menschlichen Natur. Wieso fällt es uns dann so schwer, für eine gerechtere Welt und unsere Erde Sorge zu leisten? – Wie sind gelingende Beziehungen möglich? Ich denke, die Liste der Fragen, ließe sich noch weiter ausweiten, jedoch soll jeder die Möglichkeit erhalten, seine eigenen Gedanken hierzu auszusprechen und zu formulieren. Durchaus damit verbunden, die eigene Situation – vorausgesetzt, dazu auch in der Lage sein zu können – in welcher man sich befindet zu beurteilen, mit weiteren Fragen im Blick: Wer bin ich? – Was, will ich wirklich, wirklich? – Wie kann ich Unterstützer sein und gleichzeitig Unterstützung erfahren?

Dabei fällt auf, dass wir alle unsere Um- und Mitwelt mit unseren eigenen: Glaubenssätzen, emotionalen Empfindungen und Gefühlen belegen. Diese rühren zum einen daher, dass wir alle Erziehung durchlaufen haben – wir wurden sozusagen »geformt« und darüber hinaus spielen die, für uns unguten gemachten Erfahrungen ebenfalls eine Rolle – hier kommt der »Vermeidungsfaktor« zum Tragen. Da sie subjektiv wirken, fallen objektive Betrachtungsweisen, oft schwer. Um in die Handlungsfähigkeit kommen zu können, braucht es zum einen: ein intuitives Erfassen und gleichzeitig auch bewusstes Begreifen.

Wir alle besitzen ein Bewertungssystem in uns – Jens Corssen und Christiane Tramitz – beschreiben in ihrem Buch »Ich und die anderen«4, dies sehr eindrücklich. Sie geben den »Kindern in uns« – wie ich sie liebevoll benenne – einen Namen, personifizieren dieses. Da gibt es zum einen: den heimlichen Bewerter, Warner (zeigt sich in Scheu- u. Schüchternheit), Vertrauer (Freund oder Feind) – Überlebensmodus läuft im Standby-Betrieb, den Wahrheits-Sammler und den Binder – dieser zeigt die Haltung zu uns selbst und anderen auf, zeigt ob die »Chemie« stimmt und weitere. Die Antwort auf diese unterschiedlichen Bewertungszustände und damit einhergehenden »Hormon-Cocktails« in uns, lassen uns deshalb auch, in verschiedene Modi gelangen. Corssen et al., beschreiben diese als: L-; A- und K-Modus. Wobei hier das: L = Liebe; A = Ablehnung / sprich mich nicht an und K = Kampf steht. Die Kultur, soziale Unterschiede, politische- und religiöse Ansichten, machen unser Zusammenleben nicht leichter – gerade oder mitunter auf ihnen entstehen schon seit Jahrhunderten »Krieg und Ungerechtigkeiten« und gefährden zum einen unsere Gesundheit, ganz enorm.

Es erfordert viel Kreativität und eigenes schöpferisches Handeln, um den Missständen in uns selbst und um uns herum, »Herr« zu werden. Ein co-kreative Grundhaltung und Kommunikation ist hier durchaus förderlich – wenn auch dies, bestimmt nicht alles ist, um »Gesundheit« herzustellen und ihr bei weitem nicht wirklich gerecht wird. Hier fallen mir gleich, zwei Methoden und ihre Begründer ein: die »GFK« (Gewaltfreie Kommunikation) – nach Marshall B. Rosenberg, US-amerikanischer Psychologe (1934 -2015)5 und die SalKom®Methode – nach Theodor Dierk Petzold, Arzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren und Akupunktur mit dem Europ. Cert. f. Psychotherapie ECP, Lehrbeauftragter für Allgemeinmedizin an der MHH.6 Beide verfolgen das Interesse, nach einer Verbesserung des zwischenmenschlichen Miteinanders. Petzold selbst betont:

Gutes Leben gedeiht in kokreativer Kommunikation.“

Eine Arbeitsgruppe des Dachverbands Salutogenese, an der mein Mann und ich beteiligt war, hat gemeinsam ein Positionspapier zu »Gesundheit und Prävention im politischen Diskurs« erarbeitet. Bezugnehmend auf die Ottawa-Charta werden Anregungen für eine person- und beziehungszentrierte Gesundheitsförderung entworfen. Das Papier kann im Anhang eingesehen werden.7 Darüber hinaus hat Sandra Kunz eine liebe Kollegin, ihren Youtube-Kanal »STUDIO S – der kanal für stimmiger leben« ins Leben gerufen, hier findet man ebenso viele interessante Themenbereiche mit Profilsendungen und Interviews, rund um Menschen, die den Mut haben sich zu zeigen und die anpacken wollen, um gesundheitliche und gesellschaftliche Probleme zu lösen. Ihre Intentionen: deine Selbstregulation anregen und bei der Entwicklung einer guten, gesellschaftlichen Zukunft mitwirken im humanitären wie biosphärischen Sinn.8

Lasst uns also gemeinsam Gesundheit anpacken und verstehen, dass jeder Beitrag, wenn auch noch so klein, förderlich für uns alle sein kann!

Quellenhinweise:

1 https://apps.who.int/gb/bd/ – Basic documents: CONSTITUTION OF THE WORLD HEALTH ORGANIZATION (Letzter Aufruf: 31.03.2022)

2 https://www.weltgesundheitstag.de/cms/index.asp?inst=wgt-who&snr=13552&t=2022%A7%A7Klima+und+Gesundheit (Letzter Aufruf: 31.03.2022)

3 https://www.euro.who.int/de/publications/policy-documents/ottawa-charter-for-health-promotion,-1986 (Letzter Aufruf: 31.03.2022)

4 Jens Corssen / Christiane Tramitz – Hörbuch: Ich und die anderen: Als Selbst-Entwickler zu gelingenden Beziehungen – ©2014 Knaur Verlag

5 https://de.wikipedia.org/wiki/Marshall_B._Rosenberg (Letzter Aufruf: 31.03.2022)

6 https://gesunde-entwicklung.com/kontakt/ (Letzter Aufruf: 31.03.2022)

7 https://www.salutogenese-dachverband.de/cms/fileadmin/user_upload/Positionspapier_Gesundheitsfoerderung_DachS_1.0_151221.pdf – Positionspapier Dachverband Salutogenese – Stand: 15.12.2021

8 https://www.studio-s.plus/ – Sandra Kunz (Letzter Aufruf: 31.03.2022)

Literatur:

[3er Set] GFK-Navigator Trilogie komplett (2020) – GFK-Navigator für Gewaltfreie Kommunikation + GFK-Navigator für Gefühle + GFK-Navigator für Bedürfnisse: (DINA4, laminiert) – von Samuel Cremer und Christian Schumacher – Karten – 25. Juli 2016

Theodor Dierk Petzold – SCHÖPFERISCH KOMMUNIZIEREN – AUFBRUCH IN EINE NEUE DIMENSION DES DENKENS – © 2021 Verlag Gesunde Entwicklung, Bad Gandersheim

Bildnachweis:

https://pixabay.com/de/photos/natur-erde-nachhaltigkeit-blatt-3289812/